Grundlagen (aus der Sicht eines Kochs)

Von Tomio Kosaka

Nachfolgende Ausführungen halten vielleicht nicht immer einer strengen wissenschaftlichen Beweisführung stand, ich hoffe jedoch, daß meine Erfahrungen und Prinzipien in ihnen zum Ausdruck kommen.

Ernährungsphysiologisch sind tierische Produkte nicht erforderlich. Algen und Gemüse und Getreide enthalten alle notwendigen Nährstoffe. Durch Fleisch verschlechtert sich das Blutbild wie auch die Darmflora und schließlich die Gesundheit insgesamt.
Einer der Gründe für die negative Wirkung von Rinder- und Schweinefleisch ist die höhere Körpertemperatur der Tiere (38-42 Grad), im Gegensatz beträgt die menschliche Körpertemperatur als 36.5 Grad oder sogar nur 34-35 Grad wie sie bei manchen Menschen anzutreffen ist. Krebszellen vermehren sich am ehesten bei einer Temperatur von ca. 35 Grad. Niedrigere Körpertemperaturen lassen die Immunabwehr um bis zu 30% sinken, wohingegen eine um 1 Grad höhere Temperatur eine 5-6fach höhere Stärkung des Immunsystems bewirkt.
Tierisches Fett hat beim lebenden Tier eine Temperatur von ca. 40 Grad. Nimmt der Mensch solches Fett mit der Nahrung zu sich hat das Fett durch die niedrigere Temperatur des Menschen einen anderen Aggregatszustand, d.h. es ist nicht mehr so flüssig und neigt zu Verklumpungen (Thrombose). Optisch sehr drastisch ist das zB bei erhitztem Fett, das in die noch niedrigere Temperatur eines Kühlschranks zur Aufbewahrung gelegt wird: hier bilden sich dicke weiße gut erkennbare Fettinseln. Einen ähnlichen Effekt hat das Fett im Blut: die Gefässe verengen bzw verstopfen, die Extremitäten werden schlechter versorgt und der Stoffwechsel verlangsamt sich und es entsteht ein für den Krebs günstiges Millieu.
Allein deswegen ist gerade für Kinder, aber auch für Erwachsen eine vegetarische Kost mit ausreichend Kohlehydraten, Eiweiss, Ballaststofen, Omega-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien vorzuziehen.
Seit dem 2. Weltkrieg wurden Hunderte von Millionen von der Fleischindustrie für Werbemaßnahmen und entsprechender Gehirnwäsche der Verbraucher ausgegeben um den Begriff Fleisch mit Protein gleichzusetzen: „Keine Muskelkraft ohne Fleisch“ hieß die Devise.

Tabelle: Fleisch und Protein

Die eigentliche Frage aber ist, ob der menschliche Körper Protein richtig verwerten kann. Im Gegensatz zu tierischem Eiweiss, das erst in Aminosäuren und resorbierbares Protein umgewandelt werden muß, können die Aminosäuren von Gemüse sofort aufgenommen werden.

Das gleiche Problem stellt sich bei der Verwertung von Calcium aus Milch. Tierisches Eiweiss ist stark sauer. Der Körper aber braucht zur Neutralisierung und zur Aufrecherhaltung des gewohnten basischen Millieus Kalzium, was er sich aus den Knochen beschafft und damit aber gleichzeitig die Osteoporose fördert. Damit wird die suggerierte Zuführung von Kalzium zB mit Milch ad absurdum geführt, insbesondere, wenn das Enzym Laktase fehlt- wie häufig bei Japanern der Fall aufgrund der traditionellen Ernährungsweisen.

Ausserdem stellen diese Entgiftungsvorgänge eine erhöhte Belastung für Leber und Nieren dar.

Bekanntermaßen führt die Aufnahme von tierischen Produkten nicht nur zu Herzkrankheiten, sondern auch zu Krebs, Diabetes, Arthrose, Osteoporose, Alzheimer und Asthma, umr nur einige der wichtigsten Krankheiten zu nennen (s. auch McGovern Report).

In Ländern, in denen Milchprodukte keine so grosse Rolle spielen wie in den USA, wird auch eine niedrigere Osteoporoserate berichtet (Harvard Nurses‘ Health Study)

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In den Kriegsjahren (Dänemark:Hindhede, Besatzung Norwegens) gab es auch aufgrund von zum Teil freiwilligen oder erzwungenen radikalen Maßnahmen zur Einschränkung des Viehbestandes und des tierischen Nahrungsangebotes sehr deutliche Verminderungen bestimmter Krankheiten u.a. des Prostatakrebses (Norwegen).

Als Japan ährend der Kriegsblockade Dänemark nicht mehr in der Lage war, Lebensmittel zu importieren die wurde auf Veranlassung des Ernährungsministers Hindehide der gesamte Viehbestand getötet. Hindehide ging nämlich von der Vorstellung aus das bei geringerem Viehbestand nicht mehr so viel Futter für die Tiere verbraucht werden müsste und andererseits dadurch die Menschen sich gesünder ernähren würden. Tatsächlich verbesserte sich in den nächsten zwei Jahren die Gesundheit der Menschen und es kam zu weniger Todesfällen. Im Gegensatz dazu vertrat der damalige deutsche Ernährungsminister Rubner die Ansicht dass ein reduzierter Fleischkonsum die Widerstandsfähigkeit der Menschen schwächen würde und sie nicht mehr in der Lage wären einen erfolgreichen Krieg zu führen. Möglicherweise waren solche Theorien auch Anlass dafür dass die Japaner nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst vermehrt zum Fleischkonsum übergingen.
Es war erst dem deutschen Arzt Erwin Bälz, der in der Meiji-Zeit (1868-1912) in Japan lehrte und hohes Ansehen genoß) vorbehalten zu erkennen dass die traditionelle japanische Ernährung der westlichen vorwiegend auf Fleisch basierten Ernährung nicht unterlegen war er kam zu dieser Erkenntnis als er für eine Reise von Tokio nach Nikko 6mal das Pferd wechseln mußte brauchte, während ein Rikscha-Gefährt mit einem Mann dieselbe Strecke in der gleichen Zeit von 14 h zurücklegte. Diese erstaunliche Tatsache führte ihn dazu zu untersuchen wo her die erstaunliche Kraft der Rikscha-Männer kam. Er heuerte 2 Rikschafahrer für 3 Wochen an um Ihre Essgewohnheiten zu untersuchen. Der Testrikschafahrer bekam während dieses Zeitraums nur stark fleischhaltige westliche Nahrung und musste eine Person von 80 kg jeden Tag über 40 km transportieren. Nach dem dritten Tag musste der Versuch abgebrochen werden weil der Rikschafahrer müde geworden war. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Ernährung wieder umgestellt auf die ursprüngliche japanische Ernährung nämlich reich an Kohlenhydraten, protein- sowie fettarm (zB Gerste, Kartoffeln, Kastanien, Lilienwurzeln, Lotuswurzeln). Danach erholten sich die Rita Fahrer wieder und nahmen ihren vorgegebenen Weg wieder auf. Damit stand für Bälz fest das für die Japaner das japanische Essen das beste war und westliche Ernährung nicht geeignet war.
Trotzdem war für viele Japaner noch lange Zeit der Glaube vorhanden das westliche Ernährung gut für sie wäre- eine Einstellung die v.on dem deutschen Ernährungsissenschaftler Voith auch in Japan maßgeblich geprägt worden war
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Frühe Studien des amerikanischen Ernährungswissenschaftlers Professor WalterWillett (*1945, Harvard Universität) an 120.000 Menschen ergaben, daß bei einem Verzehr von 1 Mahlzeit/Tag mit rotem Fleisch das Sterberisiko um 12%, das Risko einer Herzerkrankung um 16% und das Krebsrisiko um 10% steigt; diese Prozentzahlen steigen noch einmal um 10%, wenn das verzehrte Fleisch zu Speck, Wurst oder Hotdogs verarbeitet wird. So schien es nach Informationen der amerikanischen Nachrichtensendung ABC Bill Clinton besonders eilig zu haben seine Vorliebe für den Verzehr von Hot Dogs nach etlichen Bypassen zu beenden und stattdessen auf vegane Küche umzustellen und sogar auf Meeresfrüchte zu verzichten. Seine Gesundheit scheint jedenfals erheblich gebessert.
Der amerikanische Präsident Ford initiierte -zu einem Zeitpunkt als Herzkrankheiten und Krebs massive Schäden für die US Wirtschaft verursacht hatten- eine Untersuchung ins Leben, deren Ergebnisse im McGovern kulminierten (über 5000 Seiten) und den schädlichen Einfluss von Nahrungsmitteln mit hohem Fettanteil aufs Korn nahm und die sich 1977 in diversen regierungsamtlichen Stellungnahmen manifestierte, sich aber später nicht durchsetzte.
Das Thema wurde in jüngerer Zeit erneut mit der China Studie von T. Colin Campbell aufgegriffen.

The China Study ist ein Sachbuch von T. Colin Campbell, emeritierter Professor für Biochemie an der Cornell University, und seinem Sohn Thomas M. Campbell aus dem Jahre 2004. Ins Deutsche übersetzt, erschien das Werk unter den Titeln Die „China Study“ und ihre verblüffenden Konsequenzen für die Lebensführung (2010) und China Study – Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise (2011).
In The China Study interpretieren die Campbells im Rahmen dieses Projekts gewonnene Daten sowie ausgewählte, davon unabhängig durchgeführte Studien hinsichtlich der Beziehung zwischen dem Verzehr von tierischen Produkten und dem Auftreten von Krankheiten wie Krebs (Brust, Prostata, Enddarm), Diabetes mellitus Typ 1 und 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen, Osteoporose oder degenerativen Gehirnerkrankungen.
Empfohlen wird eine möglichst weitgehende Vermeidung von Tierprodukten in der Nahrung, eine möglichst pflanzenbetonte Ernährung. Zusätzlich soll die Aufnahme von verarbeiteten Nahrungsmitteln und raffinierten Kohlenhydraten wie Zucker oder Mehl reduziert werden. Geringe Beimengungen tierischer Produkte halten die Autoren für „höchstwahrscheinlich ernährungstechnisch vernachlässigbar“.

Der Wert dieser Studie in den Kernaussagen ist weitgehend unbestritten, allerdings leidet sie unter Mängeln in der statistischen Auswertung und in den Kausalschlüssen.

Für Japaner, die bekanntermaßen eine sehr geringe Prostatakrebshäufigkeit aufweisen, hat die betont vegetarische und fettarme Esskultur auch deswegen eine lange Tradition, weil der bekannte Samurai und Herrscher über weite Teile Japans Ieyasu Tokugawa (der „Shogun“) besonders langlebig und bekannt für eine ähnliche Ernährungsweise bekannt war.

Es sollte in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen, dass die Einflüsse der geschilderten Untersuchungen und ernährunsghistorischen Entwicklungen dazu geführt haben, dass die moderne japanische Ernährung wie insbesondere Sushi oder Ramennudeln etc. weltweit in vielen Kreisen als besonders gesund gilt. Die pauschale Gleichung japanisches Essen=gesundes Essen gilt aber so nicht.

Hinzu kommt eine bedenkliche Entwicklung insofern nämlich als in Japan der Fleischkonsum unter dem Einfluss der Industriewerbung und einem propagierten Vitamin-B12-Mangel bei pflanzlicher Ernährung seit einiger Zeit stark zunimmt.
Diesem Argument eines B12-Mangels bei betont pflanzlicher Ernährungsweise muss widersprochen werden, denn Vitamin B12 ist zB reichlich in Miso (Sojabohnenpastete) und anderen fermentierten Produkten (Natto=durch Gärung der Sojabohne gewonnen oder Rettichsprossen oder Seetang/Algen zB). Außerdem sind Darmbakterien ohnehin selbst in der Lage Propionsäure und damit Cobalamine wie Vitamin B12 herzustellen

Schlussbemerkung:
Bekanntermaßen gibt es viele Theorien über gesunde und ungesunde Ernährung. Wichtig ist letztlich jedoch das jeder für sich selbst ausprobieren und entscheiden muss was ihm gut bekommt. Niemand sollte gegen seinen Willen zu einer bestimmten Ernährung gezwungen werden, aber es gibt viele Berichte über die Vorteile betont pflanzlicher Ernährung, nicht nur für Menschen, die krank sind oder Stoffwechselprobleme haben. Eine solche Ernährungsweise führt auch zu mehr sensorischer Wahrnehmung (Geschmacksverstärker, unnatürliche Zusätze) und ökologischem Bewusstsein.